Stolpersteinverlegung am 2. November 2012
16 Stolpersteine wurden an neun Orten in Chemnitz am 2. November 2012 verlegt:
Hoffmannstraße 52
Karl Goeritz (geb. 1900) war jüngster Sohn des Textilfabrikanten Siegmund Goeritz. Er zählte mit zu den bedeutenden privaten Kunstsammlern der Stadt Chemnitz um 1930, musste 1937 aber aus der Stadt mit seiner Familie nach Holland fliehen. Er, sein Sohn Frank-Stefan Goeritz (geb. 1932) und Tochter Irene Beatrice Goeritz (geb. 1938) ertranken bei der Überfahrt nach Chile am 18. November 1939, als die MS Simon Bolivar in ein Minenfeld vor der englischen Küste geriet und kenterte. Seine Frau überlebte als einziges Familienmitglied.
Kopernikusstraße 16
Hugo Sussmann (geb. 1881) wurde nach der Liquidierung seines Unternehmens Gebrüder Sussmann AG zu Zwangsarbeit verpflichtet. Dass er in ein nicht für Juden zugelassenes Straßenbahnabteil einstieg, wurde sein Verhängnis. Er wurde 1944 in Chemnitz verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er am 12. August 1944 ermordet. Sein Sohn Julius Sussmann (geb. 1922) konnte 1939 nach Holland fliehen. Der Neubeginn gelang ihm allerdings nicht. Er vereinsamte und beging am 12. August 1940 Selbstmord in Amsterdam.
Brückenstraße 14, historisch (heute: Brückenstraße 6 vor Filiale Sparkasse)
Dr. Alfred Lachmann (geb. 1889) wurde 1938 in Buchenwald in „Schutzhaft“ genommen und am 13. Juli 1942 „nach dem Osten“ deportiert. Dort wurde er von den Nationalsozialisten ermordet. Seine Frau Helene Lachmann (geb. 1890) ereilte das gleiche Schicksal. Sie wurde am 10. Mai 1942 mit über 1000 Juden aus Mitteldeutschland ins Ghetto Belzyce deportiert und ermordet. Sohn Werner Konrad Lachmann (geb. 1924) war 1939 unfreiwillig nach Berlin gezogen und wurde von dort aus am 29. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Matthesstraße 15, historisch (heute: Matthesstraße Konkordiapark, zwischen Kletterhalle und Basketballfeld)
David Leib Nachmann (geb. 1882), der in den Anfang 1900 aus Russisch-Polen nach Chemnitz kam, erhielt 1938 die Ausweisung nach Polen. 1939 wurde er in Chemnitz verhaftet, nach Buchenwald gebracht und am 12. März 1942 in der „Euthanasie“-Anstalt Bernburg ermordet. Von seiner Tochter Hanni Nachmann (geb. 1922) gab es nach 1938 kein Lebenszeichen mehr. Sie wurde 1945 für tot erklärt.
Zschopauer Straße 107
Avram Avramovici (geb. 1885) aus Rumänien und seine Frau Alta Basia Avramovici (geb. 1889) wurden 1942 ins Ghetto Belzyce deportiert. Sie versuchten zu fliehen, wurden jedoch gefasst und ermordet.
Brauhausstraße 30, historisch (heute: Fußweg Richtung Clara-Zetkin-Str. vor KITA)
Ludwig Kohn (geb. 1878): Er wurde 1934 als tschechoslowakischer Staatsbürger in die CSR ausgewiesen. Da er politisch sehr aktiv war, wurde er nach Auschwitz deportiert und dort am 8. Juni 1943 ermordet.
Apollostraße 4, historisch (heute: Fußweg von Apollostraße zum Haus Nummer 4)
Dagobert Culp (geb. 1882): Er wurde 1938 wegen „Rassenschande“ in Chemnitz verhaftet. Er wurde ins Zuchthaus Bautzen 1939 eingeliefert. Ein Jahr später wurde er nach Sachsenhausen gebracht und kam am 7. Februar 1940 ums Leben.
Untere Aktienstraße 14
Rosa Brudner (geb. 1884 als Rosa Granditz): Sie wurde am 10. Mai 1942 ins Ghetto Belzyce deportiert und ermordet.
Hilbersdorfer Straße 66
Anna Neubert (geb. 1885 als Anna Hertel): Sie wurde wegen einer psychischen Erkrankung im Rahmen der Aktion T4 (NS-„Euthanasie“) am 23. Oktober 1940 in Pirna-Sonnenstein ermordet.